Am 1. Februar 2023 haben Sie die Geschäftsführung des Hospizes übernommen. Wie sieht Ihr Blick zurück auf die vergangenen Monate aus?
Der Start war nicht einfach, es war eine Zeit der Unruhe und Unsicherheit im Haus, bei den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Viele Fragen standen im Raum: wie geht es mit dem Hospiz weiter, wie kommen wir mit der neuen Leitung zurecht, was kann wie weiterentwickelt werden, wann nehmen wir wieder Gäste auf? Offene Ohren und Augen zu haben, waren in der ersten Zeit entscheidend, um in eine gute Kommunikation mit allen Beteiligten zu kommen.
Was waren für Sie die größten Herausforderungen?
Eine der größten Herausforderungen war im Hinblick auf die geplante Wiederinbetriebnahme des stationären Hospizes, qualifizierte Fachpflegekräfte und eine Pflegedienstleitung zu finden.
Das Thema Seelsorge – im Hospiz St. Martin bis dato ein besonderer Schwerpunkt – ist eine weitere Herausforderung. Aufgrund geänderter Strukturen bedarf es eines neuen Konzeptes.
Über allem aber stand die Herausforderung, all die Menschen, die mit dem Hospiz in großer Verbundenheit stehen und viel Erfahrung haben – seien es die hauptamtlichen Mitarbeitenden, die vielen Ehrenamtlichen, Freunde und Förderer des Hauses – abzuholen, mitzunehmen und handlungsfähig zu bleiben.
Im Oktober vergangenen Jahres wurde der stationäre Bereich wieder geöffnet. Langsam und in kleinen Schritten, wie Sie immer betonen. Wo steht das stationäre Hospiz heute?
Der stationäre Betrieb ist inzwischen stabil. Wir haben eine Belegung mit fünf bis sechs Gästen.
Wann kann mit einer Belegung aller acht verfügbaren Plätze gerechnet werden?
Unsere Zielsetzung ist das Jahresende, vorausgesetzt, wir finden die noch benötigten Pflegekräfte.
Das geschlossene Stationäre Hospiz hat für viel Wirbel und Irritation bei Betroffenen, Spenderinnen und in der Stadt gesorgt. Wie ist Ihre Wahrnehmung, haben sich die Wogen inzwischen geglättet?
Ja, in unserer Wahrnehmung haben sich die Wogen eindeutig wieder geglättet. Die Rückmeldung der Angehörigen unserer Gäste sind durchgängig positiv, wie auch der Ehrenamtlichen. Unsere Palliativärzte, Netzwerkpartner, SAPV und Kliniken sind in gutem Kontakt mit uns, die Nachfrage nach unseren Plätzen ist wieder sehr groß.
Wie können Sie auf dem umkämpften Markt der Pflegefachkräfte punkten – was ist das Besondere in der Pflege, im Hospiz zu arbeiten?
Für das Hospiz spricht sicher das besondere Umfeld und die Zeit, die der Pflege für die Menschen zur Verfügung steht, was durch einen hohen Personalschlüssel gewährleistet ist. Und in einem kleinen Team, eigenverantwortlich zu arbeiten, ist sicher auch ein großer Vorzug.
Wie gelingt es Ihnen, verloren gegangenes Vertrauen im Inneren des Hospizes und im Umfeld wieder zu gewinnen?
Transparent, verlässlich, offen und ehrlich mit den Themen umzugehen ist mein Weg, Vertrauen zu schaffen und zu sichern.
Die Fragen stellte Sabine Novak.